Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
- Wertschätzung aktiviert im Gehirn entscheidende Prozesse, die Motivation steigern und zu mehr Produktivität führen.
- Regelmässige Anerkennung wirkt wie ein Stresspuffer und fördert langfristig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden.
- Mangelnde Wertschätzung kann ernste gesundheitliche Folgen haben – von einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten bis hin zu Depressionen.
Die unsichtbare Kraft der Wertschätzung: Wie Anerkennung unser Gehirn beeinflusst
Der Herbst steht vor der Tür, und mit den kürzer werdenden Tagen sinkt oft auch die allgemeine Stimmung. Viele Mitarbeitende fühlen sich in dieser Zeit besonders gestresst und ausgelaugt. Doch es gibt eine einfache Möglichkeit, diesem Tief entgegenzuwirken: Wertschätzung. Sie ist mehr als nur ein Wort – sie hat die Macht, unsere Emotionen zu heben und unser Gehirn auf eine positive Weise zu beeinflussen. Bereits ein einfaches „Danke“ kann wahre Wunder bewirken und ist eine effektive Antwort auf den Stress und die Müdigkeit, die uns manchmal übermannen.
Wertschätzung: Was passiert im Gehirn?
Wenn Mitarbeitende Anerkennung erhalten, werden im Gehirn verschiedene biologische Prozesse angeregt, die das Wohlbefinden, die Motivation und die Produktivität direkt beeinflussen. Die Ausschüttung von Dopamin – auch bekannt als das „Belohnungshormon“ – aktiviert das Belohnungssystem des Gehirns und fördert das Gefühl von Glück und Zufriedenheit. Das motiviert uns, das geschätzte Verhalten zu wiederholen. Mitarbeitende, die regelmässig Anerkennung erhalten, sind daher oft motivierter, ihre Leistung zu steigern.
Aber nicht nur Dopamin spielt eine Rolle. Wertschätzung fördert auch die Produktion von Oxytocin – dem „Bindungshormon“. Dieses Hormon ist für Vertrauen und soziale Bindung verantwortlich und stärkt die Zusammenarbeit im Team. Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, arbeiten enger zusammen und sind kreativer, da sie sich sicher fühlen und offener für neue Ideen sind.
Zusätzlich reduziert Wertschätzung die Ausschüttung von Cortisol – dem Stresshormon. Cortisol wird in Stresssituationen ausgeschüttet und hat viele negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Durch Anerkennung sinkt der Cortisolspiegel, was das Wohlbefinden steigert und die Resilienz der Mitarbeitenden erhöht.
Die Folgen fehlender Wertschätzung: Gesundheitsrisiken und psychische Belastungen
Kein Gefühl der Wertschätzung zu bekommen, kann weitreichende negative Folgen haben – sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene. Wenn Mitarbeitende keine Anerkennung erfahren, wird die Dopaminproduktion im Gehirn verringert, was zu Frustration und Erschöpfung führt. Langfristig erhöht sich das Risiko für gesundheitliche Probleme.
- Erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten: Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die sich nicht wertgeschätzt fühlen, ein fast doppelt so hohes Risiko haben, an Herzkrankheiten zu leiden. Das chronische Fehlen von Anerkennung setzt das Herz-Kreislauf-System unter Druck.
- Zunahme von Depressionen: Das ständige Fehlen von Anerkennung und positiver Rückmeldung erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen und Angststörungen zu erkranken. Mitarbeitende fühlen sich oft isoliert und emotional erschöpft.
- Physische und psychische Beschwerden: Fehlende Wertschätzung ist häufig Ursache von Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen. Auch emotionale Erschöpfung und Burnout treten bei Mitarbeitenden häufiger auf, die sich nicht gewürdigt fühlen. Dies führt zu höheren Fehlzeiten und geringer Produktivität.
Die Mechanismen der Wertschätzung: Reziprozität, psychologische Sicherheit und Stressreduktion
Die Risiken fehlender Wertschätzung, wie erhöhte Krankheitsanfälligkeit und emotionale Erschöpfung, sind alarmierend. Doch es gibt wirkungsvolle Gegenmassnahmen: Drei zentrale Mechanismen – positive Reziprozität, psychologische Sicherheit und Stressreduktion – spielen eine Schlüsselrolle, um das Wohlbefinden und die Leistung von Mitarbeitenden zu fördern. Durch diese Mechanismen wird Wertschätzung nicht nur zu einem Gefühl, sondern zu einem aktiven, gesundheitsfördernden Prinzip am Arbeitsplatz.
Positive Reziprozität: Geben und Nehmen im Arbeitsalltag
Wenn Mitarbeitende Anerkennung erhalten, wollen sie diese oft durch gesteigertes Engagement und bessere Zusammenarbeit zurückgeben. Das Prinzip „Wie du mir, so ich dir“ sorgt für eine positive Dynamik im Team. Je mehr Anerkennung gezeigt wird, desto mehr geben die Mitarbeitenden zurück – ein Kreislauf, der die Produktivität erheblich steigert. Unternehmen, die auf diesen Mechanismus setzen, verzeichnen bis zu 21 % mehr Produktivität.
Psychologische Sicherheit: Der Schlüssel zu Innovation
Psychologische Sicherheit entsteht, wenn Mitarbeitende sich trauen, ihre Meinung zu äussern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Sie fühlen sich sicher genug, Fehler zuzugeben und kreative Vorschläge einzubringen. Google hat dies im Aristotle-Projekt untersucht und herausgefunden, dass psychologische Sicherheit der wichtigste Erfolgsfaktor in Teams ist. Psychologische Sicherheit basiert auf Vertrauen – und Vertrauen wird durch regelmässige Anerkennung gestärkt. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Meinung zählt, kann die Fluktuation um bis zu 40% reduziert und die Produktivität um bis zu 12% gesteigert werden.
Stressreduktion durch Anerkennung: Der Weg zu einem gesunden Team
Stress ist einer der Hauptfaktoren für krankheitsbedingte Fehlzeiten. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die sich regelmässig wertgeschätzt fühlen, seltener krank werden und besser mit stressigen Situationen umgehen können. Die Anerkennung wirkt dabei wie ein Schutzschild gegen den täglichen Druck. In der Schweiz führen stressbedingte Fehlzeiten jährlich zu Kosten von 4,6 Milliarden Franken. Unternehmen wie Ricola setzen gezielt auf nicht-monetäre Anerkennung und konnten so die Mitarbeitendenzufriedenheit und -gesundheit signifikant verbessern.
Fazit: Kleine Gesten, grosse Wirkung
Die Auswirkungen von Anerkennung auf das Gehirn sind klar: Sie fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern steigert auch die Motivation, Kreativität und Gesundheit. Unternehmen, die auf eine Kultur der Wertschätzung setzen, profitieren von zufriedeneren, engagierteren und produktiveren Mitarbeitenden. Die Wissenschaft zeigt, dass es sich lohnt, auch kleine Gesten der Anerkennung regelmässig zu zeigen – sie können eine grosse Wirkung haben.